Montag, 16. März 2015

Der Finger

Liebe Leserinnen und Leser,

hat er nun den Mittelfinger ... oder hat er nicht? Nein, die Rede ist nicht von Peer Steinbrück. Der hat sich in der Tat mit ausgestrecktem „Stinkefinger“ ablichten lassen und wurde dafür gelobt, dass er doch so viel Humor in einer Zeit hatte, als es gar nicht so viel für ihn zu lachen gab. Ich spreche vom griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis. Das ist der Typ, der so aussieht wie eine Mischung aus Bruce Willis und Graf Dracula. Und genau der soll in einer Rede in Serbien Deutschland im übertragenden Sinn besagten Finger gezeigt haben – behauptet zumindest ein Video, das jüngst im Polittalk bei Günther Jauch gezeigt wurde.

Und nun schäumt sie wieder über, die konservative Moral-Presse. „Obszöne Geste, den Deutschen den Mittelfinger zu zeigen“, regt sich die FAZ auf. Der Focus glaubt die „Wahrheit über das Video“ zu wissen und „BILD“ das Fachblatt für Gestrecktes berichtet über den „Mittelfingerstreit bei Jauch“. Alles wahnsinnig interessant und furchtbar wichtig. Vor allem Günther Jauch wird es freuen, dass seine eher mittelmäßige Quasselbude schon wieder im Gespräch ist. Dabei hätte er doch an seiner eigenen Person schon genug Stoff für Diskussionen. Unterstützt Muttis liebster Ratekasper doch religiöse Fanatiker ... nein, nicht den IS oder die Taliban. Opus Dei eine radikale katholische Sekte, die es auch mit den Fingern hat – selbige hat sie nämlich in allen möglichen Geschäften der nicht ganz so christlichen Art drin und ihr Ziel ist es, die ganze Welt ihrem Glauben aufzuzwingen. Jauch ist also Sympathisant dieser Fanatiker. Vielleicht wird es eines Tages bei „Wer wird Millionär“ geschehen, dass er einen Weihwassergürtel zündet und das ganze Studio und alle Zuschauer zwangstauft. Doch zurück zum Finger von Varoufakis.

Man kann von der griechischen Regierung halten, was man will, aber die deutsche Presse und ihre geifernde Rhetorik haben Tsipras und seine Minister einfach nicht verdient. Auch Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble, das Fleisch gewordene monetäre Rollkomando, sollte den Griechen eigentlich erspart bleiben. Es müsste doch inzwischen auch dem letzten Deppen klar geworden sein, dass den Menschen dort nichts anderes mehr übrig bleibt, als sich gegen die sogenannte Sparpolitik zu wehren. Mitten in Europa – in dessen Wiege, wie es immer so schön heißt – müssen Rentner, Arbeitnehmer und Sozialhilfeempfänger furchtbar dafür büßen, dass Banken vor den Folgen ihrer Zockersucht gerettet werden mussten. Diese Menschen haben nicht einen Cent der Kredite gesehen, für die sie gerade stehen müssen mit ihren Arbeitsplätzen, ihren Renten und ihrer Gesundheit. Und sie sind nicht in dieser Lage, weil sie dumm oder faul wären – sondern weil man Griechenland aus geopolitischen Interessen in den Euro aufgenommen hat, obwohl man wusste, dass dieses Land niemals Exportweltmeister wird.

Das alles war bekannt, liebe Leserinnen und Leser – und es wurde auch kräftig unterstützt, dass die Griechen mit den Krediten, die sie anfangs noch zu normalen Zinsen bekamen, deutsche Produkte – vielfach der Rüstungsindustrie – gekauft haben. Und an den jetzigen Krediten verdienen die Geldgeber, wie etwa Deutschland, hervorragend durch überhöhte Zinsen ein hübsches Sümmchen dazu. Dafür muss das Volk halt bluten. Diese ganze Thematik ist mit so viel Heuchelei und Lüge verseucht, dass es eigentlich noch ganz anderer Gesten bräuchte, die man den Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft, Medien und Banken zeigen müsste.

Der Meckerator meint: Ein gestreckter Mittelfinger kann nur der Anfang sein!

Herzlichst
Ihr Meckerator


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