Sonntag, 31. März 2019

Nicht nur Freitags

Liebe Leserinnen und Leser,
na, haben Sie sich auch schon über diese faulen, nichtsnutzigen und besserwisserischen Gören aufgeregt, die es doch seit einigen Wochen tatsächlich wagen, uns Erwachsene ein schlechtes Gewissen mit ihren „Friday for Future“-Demos zu bereiten?

Statt sich in der Schule auf das Leben vorzubereiten, sinnvollen Stoff durchzunehmen und sich gleichzeitig zu demokratischen und somit zu wertvollen Mitgliedern dieser Gesellschaft erziehen zu lassen … Wie bitte? Das geschieht dort gar nicht? Sie meinen gar, dass diese Demonstrationen viel eher dazu geeignet wären, Demokratie zu „lernen“ und praktisch umzusetzen? Na Sie sind aber mit ihrer Meinung so etwas von außerhalb der Norm.

Inzwischen ist das Netz voll von Hasskommentaren etlicher Verwirrter zumeist aus der rechten Ecke, die sich über die Demos aufregen und sich vor allem an der Initiatorin Greta Thunberg abarbeiten und sie beschimpfen. Wie krank muss man eigentlich sein, ein 16-jähriges Mädchen auf das Übelste zu beleidigen, ihr Drohbriefe zu schreiben und sie zur Zielscheibe aller Irren dieser Welt zu machen, weil sie sich für ihre Umwelt und ihre Zukunft engagiert?

Und ich spreche hier nicht nur von den ganzen radikalen Spinnern der AfD und anderer Dumpfbackenvereine, sondern auch von selbstverliebten Liberalen, die einen ganzen Eimer voll unbegründeter Arroganz über die Jugendlichen auskübeln und sich selbst als Profis bei diesem Thema bezeichnen, es aber nach Jahren politischer Arbeit noch nicht einmal geschafft haben, auch nur ansatzweise ihre in etlichen Weltklimakonferenzen verabredeten Ziele zu erreichen. Ich spreche auch von finanzwirtschaftsgeilen politischen Widergängern mit deutlichem Hang zur Selbstüberschätzung oder Parteivorsitzenden mit Doppelnamen und Doppelmoral, die sich echauffieren und sich auf den nicht vorhandenen Schlips getreten fühlen, weil die Schülerinnen und Schüler genau dort hineinbohren, wo es den Herrschaften weh tut.

Da wird dann jedes Wort von Greta und ihren MitstreiterInnen auf die Goldwaage gelegt, um sie zu diskreditieren. „Ha, sie hat Atomenergie gesagt – steinigt sie.“ „Sie hat doch diese Krankheit, deshalb ist sie wahrscheinlich so renitent, bringt sie zum Schweigen.“ „Die haben ihre Pappschilder liegengelassen, die meinen es gar nicht ernst mit der Umwelt.“ Für solche und ähnliche Anschuldigungen sind sie sich nicht zu schade. Bäh, was seid ihr Heuchler und Geldwechsler, ihr politischen Pharisäer und selbstgerechten Wahrheitsgestalter doch für eine widerliche Bande.

Aber auch uns selbst mit unserem Lebensstil, der weit über die Grenzen der Ressourcen dieser einen Erde geht, die wir haben, müssen wir an die eigene Nase fassen, liebe Leserinnen und Leser. Gell? Genau da wird es unangenehm für uns und wir suchen innerlich verzweifelt nach Rechtfertigungen, grummel, grummel, grummel …

Lassen wir es uns also gefallen, dass eine zunehmend politisch engagierte und interessierte Jugend uns den Spiegel vorhält (und ihn uns manchmal auch ein wenig um die Ohren haut), um uns wachzurütteln. Vor allem sollten wir diese Jugend gegen die ganzen politischen Realitätsverweigerer, anonymen Hassmailschreiber und nationalistischen Sitzenbleiber verteidigen und sie unterstützen - und das nicht nur Freitags.

Der Meckerator meint: wir haben keine Zeit mehr, also nutzen wir sie!
Herzlichst
Ihr Meckerator