Freitag, 9. April 2021

Mach schön Platz

 

Liebe Leserinnen und Leser,

wissen Sie, was „Sofagate“ ist? Ganz einfach, das ist, wenn der Sultan zu Uschi sagt: „Mach schön Platz da vorn und lass die Männer miteinander reden!“ Immer noch nicht ganz klar, was damit gemeint ist?

 

Tja also, die Presse erklärt zunächst einmal jeden vermeintlichen oder echten Skandal zu einem „Gate“. Angelehnt an die Watergate-Affäre, die in den 1970ern letztlich zum Rücktritt des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon führte, weil die Investigativ-Reporter Woodward und Bernstein die Affäre aufdeckten. Und darunter machen es die Medien heutzutage nicht mehr – es muss mindestens ein „Gate“ her.

 

Der Hintergrund hierbei ist jedoch diesmal weniger der Versuch der Politik, den Gegner abzuhören und ihm zu schaden, als vielmehr, sich selbst zum August gemacht zu haben – in dem Fall zur Augustine. Namentlich ist Ursula von der Leyen gemeint, die sich als EU-Kommissionspräsidentin zusammen mit ihrem Kollegen Charles Michel bei einem Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan in die zweite Reihe – also auf ein Sofa degradieren ließ.

 

Was ist daran so schlimm?, fragen Sie. Eigentlich nichts, sieht man mal davon ab, dass Erdogan das natürlich inszeniert hat, um sich vor seiner Lieblingsklientel, den Ultrakonservativen in seinem Land mal wieder hervortun zu können. „Seht mal, was ich mit der Alten mache, die sich nicht in ihre Rolle als Frau fügt“, das ist das deutliche Zeichen dieses Treffens gewesen.

 

Das kommt halt davon, wenn man selbstherrlichen Diktatoren so tief in gewisse Körperöffnungen hineinkriecht, dass nichts mehr von der eigenen Persönlichkeit zu sehen ist (war ja schon vorher sehr schwer, da was zu erkennen). Nur weil es um die Aufteilung von Erdgas in der Ägäis geht und man Erdogan zudem weiterhin bei Laune halten will, damit er uns die syrischen Flüchtlinge bitte schön vom Hals hält, wird der Möchtegern-Großmufti hofiert und gepudert, dass es schon beim Zuschauen peinlich ist. Der Mann braucht nämlich jede Menge außenpolitische Ablenkungserfolge, um von seiner – sagen wir mal semierfolgreichen - Wirtschaftspolitik abzulenken, welche die Türkei von einer Krise in die nächste stürzt.

 

Selbstverständlich haben die beiden EU-Gesandten auch die Menschenrechte angesprochen. In etwa so: (Ganz leise) „Mnnnschnrchte“ … ach so, in Englisch: „Hmmnrghts“, „Was hat du gesagt?“ „Hmmnr … ach egal, scheiß auf Menschenrechte und Demokratie in der Türkei, nehmen wir ja in EU-Staaten wie Ungarn und Polen auch nicht so ernst. Hauptsache die Wirtschaft wird in keiner Weise beschädigt und der Teufelspa …, ähem, der Flüchtlingsdeal bleibt bestehen. Dafür nimmt man auch ein wenig Präsidentenmobbing in Kauf, kann man ja als Corona-Abstand deklarieren – am besten in Englisch. Nicht wahr, Uschi? Und jetzt mach wieder schön Platz …

 

Herzlichst

Ihr Meckerator       

Sonntag, 10. Januar 2021

Die Empörten
















Liebe Leserinnen und Leser, sind Sie auch so schockiert über den Sturm auf das Kapitol in Washington? Haben Sie auch schon ihr Statement darüber abgegeben, wie schädlich das für unsere westliche Demokratie ist, wie empört Sie sind und dass Donald Trump deshalb nicht mehr tragbar ist? 
Zumindest haben das so ziemlich alle, die in Politik und Wirtschaft Rang und Namen haben vorn in ihre Phrasenmaschine eingegeben und dann öffentlich mit demokratisch geschwellter Brust rausposaunt, wie sich das gehört. 


Der erste Preis für die bestgelungenste Empörungsheuchelei gebührt dabei den Partei-„Freunden“ des egomanischen Soziopathen mit dem orangegelben Alf-Toupet auf dem Schädel. Mitch McConell z.B., Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, der aussieht wie eine Knuddelfigur aus der Biedermeierserie der Überraschungseier und der bisher aber auch jede der unzähligen Verfehlungen Trumps mitgetragen, verteidigt und gutgeheißen hat, sagt sich plötzlich los, weil der Pöbelüberfall auf das Kapitol mit vorheriger Ansage angeblich das Fass zum Überlaufen gebracht hätte. 

Als ob Trump damit das erste Mal über jede Grenze demokratischen Handelns gegangen wäre. Er hat sich vier Jahre lang mit rechtsextremen Populisten umgeben, hat gegen Minderheiten gehetzt, gelogen, betrogen, Steuern hinterzogen, Frauen sexuell belästigt und, und, und. Das alles war und ist bekannt gewesen und trotzdem hat ihn die ganze Clique dieser nichtsnutzigen, rückradlosen Schmierlappen den Speichel geleckt und den Hintern gepudert, damit der eigene Arsch nur ja schön an der Wand bleibe. Aber jetzt, da die Amtszeit des infantilen Schwachkopfes im Oval Office ohnehin vorbei ist, finden sie alle plötzlich den „Mut“, sich voller Inbrunst loszusagen … bäh, kann ich da nur sagen. Jeder Kneipenklodeckel hat mehr Würde, als ihr. 

Wenn es alles nicht so tragisch wäre und sogar Tote dabei gegeben hätte, dann könnte man sich ja über die teils lächerlichen Typen, die dort eingedrungen sind, kaputtlachen. Was bitteschön soll dieser Hänfling mit der behaarten Hühnerbrust, den Streichholzärmchen und den albernen Büffelhörnern darstellen? Welcher erwachsene Mann macht sich selbst so zum Franz-August und erzeugt auf diese Weise Fremdscham ohne Ende? Natürlich weiß ich, dass er ein bekannter Rechtsextremer mit überkandideltem Hang zum Okkulten ist, der zudem noch Kultbräuche der indigenen Ureinwohner Amerikas missbraucht. Und seine Mit-Vasallen sahen zum größten Teil aus, wie Statisten aus einem schlechtgemachten Familie Feuerstein-Film, denen man zu viel Kunsthaar angeklebt hatte – aber schwere Waffen in die Hand gab. Wenn das die angebliche weiß-arische Elite ist, dann haben sie Recht, dann sind sie dem Untergang geweiht. Wer will sich denn mit sowas paaren und vermehren?

Doch zurück zu den ganzen Empörten und Erzürnten, den Rettern der Demokratie, die seit Jahrzehnten ein System stützen, welches dafür sorgt, dass in kaum einem anderen Land die Unterschiede zwischen Arm und Reich, zwischen Schwarz und Weiß so groß und so unüberbrückbar sind. Offenbar haben sie sich noch immer nicht gefragt, weshalb wieder rund 70 Millionen Amerikaner solche populistischen Totalausfälle wie den sprechenden Kartoffelsack Donald Trump und seine ganze Bagage gewählt haben, obwohl dessen Programm einzig aus Hass, Hetze, Lügen und einem hässlichen roten Basecap mit albernem Text darauf besteht. Ne, Leute, das habt ihr alle mit zu verantworten und hättet es schon viel früher verhindern können. 

Und da ihr Amis ja auch immer so schön religiös seid: Wenn es irgendwo eine Hölle gibt, dann hoffe ich, dass ihr dort für eure Sünden bis zum Hals in Scheiße steht … und nach dem Rauchen wird sich wieder hingesetzt! 

 Der Meckerator meint: Viel Spaß beim Ausbügeln, Joe … 

 Herzlichst, Ihr Meckerator