Donnerstag, 13. August 2015

Krieg den Palästen

Liebe Leserinnen und Leser,

wissen Sie eigentlich, was richtige Eigenverantwortung bedeutet? Das konnte man jüngst wieder in der Tageszeitung nachlesen, vielleicht haben Sie es selbst auch gelesen. Es gab nämlich im Unterhaltungsteil einen Artikel über einen Mann, der in einem selbstgebauten Wohnwagen von nur rund 1,5 m2 lebt, den er mit dem Fahrrad ziehen kann und somit nicht unter der Brücke pennen muss.

Besagter Mensch ist nämlich durch eine Erkrankung arbeitslos und dann durch die hohen Schulden letztlich in seine jetzige Lage geraten, die er aber wie zu lesen ist, mit Würde erträgt. Derzeit übernachtet er auf einem Firmenparkplatz, den er morgens sauber hält, dafür darf er dort bleiben. Und von dem Pfand von ihm gesammelter Flaschen lebt er und zahlt zudem seine Schulden zurück.

Was will uns ein solcher Artikel am Ende sagen, liebe Leserinnen und Leser? Endlich ein Armer, der weiß, wo er in der Hierarchie der Gesellschaft hingehört? Schaut mal, man kann auch toll arm und dabei noch nützlich sein? Wären doch alle Bedürftigen soweit, wie dieser Vorzeige-Obdachlose, dann könnte man sie alle in 1,5m2 auf Firmenparkplätze unterbringen, die sie reinigen ... bis sie es halt aus Altersgründen nicht mehr können. Und dann? Na, dann müssen sie eben zusehen, wo sie noch bleiben können. Vielleicht schaffen wir dann an den Rändern der Städte entsprechende Armen-Camping-Endlebensplätze mit anschließenden Friedhöfen. Eine kleine Nutzungsgebühr aus dem gesammelten Flaschenpfand und schon rechnet sich das auch noch für die Kommunen. Und die eingesparten Sozialkosten können dann auch gleich direkt nach oben umverteilt werden, die wissen dort ohnehin besser mit Geld umzugehen.

So oder ähnlich hat man sich wohl vorzustellen, wenn man derartige Artikel mit lobenden Unterton serviert bekommt. Wie viel Menschenverachtung darf man sich eigentlich als Journalist erlauben, bis einen der Blitz mal beim Scheißen trifft? Hallo! Das ist ein Mensch, der unverschuldet erkrankt und verarmt ist. Da ist es verdammt noch mal Aufgabe der Gesellschaft, so jemanden zu stützen und aufzufangen. Das nannte sich früher mal Sozialstaat, ist aber offensichtlich nicht mehr modern, wie es aussieht. Gut, dann können wir das mit der Gesellschaft auch gleich sein lassen und wieder das Gesetz des Dschungels gelten lassen, wo nur die Starken überleben. Aber dann, liebe Fans der Eigenverantwortung und des Sozialabbaus, dann könntet ihr euch auf etwas gefasst machen. Dann bräuchtet ihr viel Geld für eure Privatarmeen und hohen Zäune. Dann hieße es nämlich: Krieg den Palästen!

Herzlichst
Ihr kriegerischer Meckerator