Sonntag, 23. Januar 2022

Du bist raus, Friedrich

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

kennen Sie den Spruch, das endlich gut wird, was lange währt? Tja, ob der immer so passt, das lasse ich als Meckerator mal dahingestellt sein. An welcher Stelle diese Weisheit aus der antiken Sprüchebox so richtig danebenlangt, ist aus meiner Sicht die Besetzung mancher politischer Ämter

Paradebeispiel ist die quälend lange Wahl des Vorsitzes der CDU. Nun hat er es also endlich nach etlichen Anläufen doch noch geschafft: Friedrich Merz ist auf dem Parteitag bestätigt worden. Bei der Nominierung habe ich zunächst gedacht, das sei ein ulkiger Scherz der Mitglieder dieser Partei, doch sie meinten es tatsächlich ernst.

Wie ein Kastenteufel springt Friedrich der Hauself aller Wirtschaftsliberalen aus der Kiste und fängt sogleich wieder an, mit den alten Rezepten zu wedeln, die er noch aus Opa Helmuts Zeiten herübergerettet hat. Und mit der verstaubten Ideologie der neoliberalen Finanz-Asozialen aus den 1990ern kommt das Blackrock-Playmate vor allem bei der Jugend der CDU an. Da fragt man sich verwundert und augenwischend, ob die jungen Leute etwa schon der künftigen Legalisierung von Cannabis vorgegriffen und reichlich konsumiert haben, bevor sie dieses Idol zu dem ihrigen gewählt haben?

Wie bitte kommt man eigentlich dazu, das ehemalige Aufsichtsratsmitglied einer Finanzkrake, die nachweislich bei halbseidenen bis illegalen Steuervermeidungstricks in Milliardenhöhe zulasten der Allgemeinheit zumindest mitgeholfen hat, als Wirtschaftsfachmann und leuchtendes Vorbild auf den Thron zu heben und zu hofieren? Wie kann dieser Hutgewinde tragende und übertrieben bemüht staatsmännisch heuchelnde Finanzmarktmillionär mit seinen vollkommen vergurkten Wirtschaftsweisheiten in Zeiten wie diesen in ein solches Amt gelangen?

Haben wir nicht gerade angesichts der derzeitigen Pandemie und der dadurch sichtbar gewordenen Folge eines kaputtgesparten und der Gier von Privatanlegern zum Fraß vorgeworfenen Gesundheitssystems deutlich vor Augen, was fast vier Jahrzehnte dieses angeblichen wirtschaftlichen Sachverstandes angerichtet haben? Kann mir hier irgendjemand die Vorzüge einer fortlaufenden, ja geradezu galoppierenden und obszönen Ungleichheit zwischen Arm und Reich auch in diesem Land aufzeigen? Habe ich gerade nicht aufgepasst, als der gesamtgesellschaftliche Segen und Nutzen von Privatisierung staatlicher Aufgaben und Hoheiten auf uns herabgeregnet ist? Ist es nicht nach wie vor eine Freude, sich in prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit, Niedriglohnjobs und Scheinselbstständigkeit zu begeben, bis zum Umfallen zu buckeln und dafür am Ende des Monats noch staatliche Zuschüsse bekommen zu müssen, um über die Runden zu kommen?

Das alles, liebe Leserinnen und Leser, ist der „Sachverstand“ dieses Mannes und seiner Jünger, die um ihn herumschawenzeln, als sei der Messias auferstanden und auf die Erde gekommen, um uns zu benedeien.

Der Meckerator meint: Hatten wir schon alles, Friedrich. Danke, du bist raus!

 

Herzlichst

Ihr Meckerator