Sonntag, 8. April 2012

Was außerdem noch gesagt werden sollte...


Liebe Leserinnen und Leser,
wollen sie sich einmal an einer Feldstudie zum Thema Heuchelei beteiligen? Dann haben sie derzeit die beste Gelegenheit dazu, dies anhand der Debatte um Günter Grass und sein Gedicht „Was gesagt werden muss“ zu tun. Sie wissen schon, diesen immer etwas mürrisch und verhärmt dreinblickenden komischen Onkel, der mit seiner Pfeife als Vorbild für die geschnitzten Räuchermännchen gedient haben muss, die mein Opa immer im Wohnzimmerschrank stehen hatte.

Was hat Grass also nun angestellt, dass alle Welt und jeden Tag ein neuer Wichtigtuer auf ihn eindrischt. Zunächst einmal hat er lyrisch betrachtet das wohl schlechteste Gedicht der Welt geschrieben. Umständlich geschachtelte Sätze, die er in Versform regelrecht hineingestopft hat, als gäbe es keine andere Möglichkeit, seine Meinung in Schriftform zu sagen. Doch es geht um den Inhalt. Sehr vereinfacht dargestellt, weist er auf seine Kriegsangst im Bezug auf eine Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran hin – und das hat er mit perfektem Hang zum Fettnäpfchentreten auch getan, indem er vor allem Israel kritisiert. Und deshalb kommen sie nun alle hervor und prügeln auf ihn ein. „Antisemitismus“ schreit Michel Friedmann, der ölige Minussympath, der immer glaubt, kritischer Journalismus besteht darin, seine Interviewpartner mit wie beim Kacken zusammengekniffenen Augen ständig zu unterbrechen und ihnen neue Fragen zuzubellen.

Oder jener Leitartikelschreiber in der Frankfurter Rundschau, der Grass oberlehrerhaft erklärt, dass die Israelis schließlich „nur einen konventionellen Schlag“ auf die iranischen Atomanlagen planen – na dann ist ja gut, dabei kann ja schließlich nichts passieren, wenn man ein Atomkraftwerk bombardiert. Besonders hervorzuheben ist auch die Riege der CDU-Politiker, die sich plötzlich als Bollwerk gegen den Antisemitismus verstehen, ansonsten aber in Wahlkämpfen auch gern einmal rechte Parolen hervorwürgen, wenn es denn dem Stimmenfang nutzt. Ach ja, und die Schmuddelkinder aus der rechten Ecke müssen sich natürlich auch mit ihrem pseudointellektuellen Schwachsinn zu Wort melden, um Grass, den sie ansonsten stets verfluchen, plötzlich recht zu geben, weil sie in den Angriffen auf den Dichter wieder mal die jüdische Weltverschwörung entdeckt haben. Dazu kann ich als Meckerator nur sagen: ab zurück mit euch in den braunen Kothaufen der Geschichte, suhlt euch wieder in eurem schwachsinnigen Rassismus.

Es geht hier nämlich nicht um antisemitisches Gedankengut – Grass das vorzuwerfen, ist totaler Blödsinn – und auch der viel zu offensichtliche Versuch, ihn mit seiner Jugendzeit in der SS zu diffamieren ist nur ein Zeichen dafür, dass man in Wahrheit vom eigentlichen Sachverhalt ablenken will. Er hat recht mit seiner Furcht vor einem Krieg im sogenannten nahen Osten, denn die Verantwortlichen handeln in keiner Weise verantwortlich. Irans Präsident Mahmud Ahmadineschad ist allerdings in der Tat nicht nur ein Maulheld, wie Grass schreibt. Der unrasierte Holocaust-Leugner, der immer so aussieht, als hätte er eine dreitägige Scharia-Hitparade ohne Pause moderiert, ist genau so ein potentiell gefährlicher Kriegstreiber, wie Israels Benjamin Netanjahu, der für sich das Erstschlagsrecht auf die iranischen Atomanlagen deklariert und diesen Erstschlag auch gern in sein teigiges Pfannekuchengesicht verdient hat.

Ich kann und darf als hauptamtlicher Meckerator stellvertretend für viele sagen: Wir haben die Schnauze voll von euch allen! Wer ist wir? Wir sind die Menschen in sämtlichen Krisengebieten und eigentlich auf der ganzen Welt, die nur in Ruhe und Frieden leben wollen. Die Mutter in Afghanistan, die um ihren Sohn bangt genauso wie der Familienvater in Somalia, dessen Kinder als Soldaten zwangverpflichtet werden, wie das junge Pärchen in Israel, das Angst vor nächtlichen Bomben haben muss, wie der Junge im Gasastreifen, dessen Haus von Bulldozern zerstört wurde. Wir haben all die Typen mit ihrer aus wirtschaftlicher Gewinnsucht oder pseudoreligiösem Wahnsinn begründeten Hass- und Kriegstreiberei satt.

Die iranischen Bartträger, die in Gruppen immer aussehen wie ein Backblech voller zu lang im Ofen gebliebener Nikolauskekse sind dabei genauso gemeint, wie die ständig mit dem Oberkörper hin und herwackelnden orthodoxen Vollpfosten, die ihre Landgier und die Vertreibung anderer Menschen mit dem alten Testament begründen. Übrigens, der leberkranke und mit dunklen Augenringen geschminkte Frauenkleiderträger in Rom, der jüngst wieder den Gehorsam gegenüber der Kirche eingefordert hat, ist um keinen Deut besser. Kriegswaffen, die Menschenleben vernichten, werden von seinen Kumpanen noch immer „gesegnet“.

Und ich spreche hier auch gar nicht all die entweder pseudodemokratisch oder sonst wie ins Amt gewählten Volksvertreter Europas, Russlands, der USA und weiterer Länder an, die ihre Grenzen gegen Flüchtlinge dicht machen, Waffen an alle Welt liefern und Wirtschaftskriege für ihre Interessen führen. Lasst euch doch alle gemeinsam im Container von „Big Brother“ einweisen. Die Tür wird erst dann wieder aufgemacht, wenn der Letzte von euch an seiner Geltungssucht und seiner Machtgeilheit erstickt ist. Ach ja, all die Wichtigtuer und Speichellecker aus dem Feuilleton könnt ihr gleich mitnehmen! Und dann schauen wir mal, ob die Probleme auf der Welt nicht auch mit Vernunft und Gesprächen statt mit Kriegen zu lösen sind.

Siehste, Günther, das hättest du auch mal sagen können.

Herzlichst
Ihr Meckerator

Dienstag, 3. April 2012

Von Steuern und Spionen


Liebe Leserinnen und Leser,

stehen sie auf skurrile Nachrichten? Eine ganz besondere beschäftigt derzeit die Medien und befasst sich mit einem wirklich mehr als lächerlichen Fall: Die Schweiz hat Haftbefehl gegen drei deutsche Steuerfahnder erlassen, weil diese – so der Vorwurf – Beihilfe zum Wirtschaftsspionage geleistet hätten. Was ist geschehen? Besagte Steuerbeamte haben im Land der Alphörner eine der so genannten Steuer-CD’s gekauft, auf der einige derjenigen Personen namentlich genannt werden, die (natürlich ganz aus Versehen) ihr ähem... sauer verdientes Erspartes in der Schweiz angelegt und dabei doch glatt vergessen haben, hier dafür Steuern zu zahlen.

Aus diesem Grund haben die Eidgenossen, wie sie immer so schön heißen (weil sie einen Eid auf König Mammon geschworen haben) ein Auslieferungsgesuch an Deutschland gestellt. Und da die drei Steuerfahnder so ziemlich die schlimmste Sünde begangen haben, die man dort im Land der Käsefonduettes nur anstellen kann – nämlich das heilige Bankgeheimnis zu verraten – müssen sie auch mit der furchtbarsten Strafe rechnen, die es dort gibt: ihnen wird zunächst die schweizer Verfassung über mehrere Tage in Schwizerdütsch vorgetragen, danach ertränkt man sie ganz langsam in flüssiger Toblerone.

Die deutsche Bundesregierung reagiert auf dieses Ersuchen natürlich mit Ablehnung, was demnächst vielleicht einen der schwersten diplomatischen Zwischenfälle der letzten 50 Jahre heraufbeschwören könnte. Der Meckerator mahnt zur Vorsicht, ansonsten erklärt uns der Nachbarstaat demnächst noch den Krieg (ein Blitzkrieg dauert dort übrigens drei Jahre!).

Zum Glück lenkt die Bundesregierung rechtzeitig ein und vereinbart mit der Schweiz demnächst ein Abkommen, das den reuigen Steuersündern die Nachzahlung der Steuern ohne Strafverfolgung gewährt. Wäre ja auch noch schöner, wenn die armen Reichen für ihre Vergehen belangt werden würden. Auf der einen Seite also ein bankenhöriger Kleinstaat, der ein lächerliches Begehren ausspricht und drei Beamte bestrafen will, die ihre Pflicht tun, auf der anderen Seite die größte Volkswirtschaft Europas, die ihre verlorenen Goldschäfchen wieder einfangen will, während hierzulande jede Kassiererin entlassen wird, wenn sie einen Wertbon falsch einlöst.

Der Meckerator meint: habt ihr sie eigentlich noch alle?

Herzlichst
Ihr Meckerator