Samstag, 19. Oktober 2013

stolz, zu bin ...

Liebe Leserinnen und Leser,
freuen Sie Sich auch immer so, wenn die Medien uns wieder einmal mit furchtbar wichtigen Nachrichten aus der Welt der Stars beglücken – also aus der Unterwelt der semiprominenten Prollstars, wie z.B. Daniela Katzenberger oder gar Oliver Pocher & Co?

Letzterer hat sich gerade wieder mit einem angeblichen Streit via Twitter mit Bobbele Boris Becker ins Gespräch gebracht. Es ging um irgend eine Frau des Einen, welche die Ex des Anderen war oder so ähnlich – also alles furchtbar wichtig. Frauen waren in der Geschichte vor allem in der Literatur bekanntlich schon immer der Grund, weshalb richtige Männer sich um sie gestritten, geschlagen, duelliert, ja gar Kriege geführt haben.

Nur, weshalb sich diese beiden sich auf dem geistigen Niveau einer Kaffeemaschine befindlichen Protagonisten dies nun wie gesagt über das Netzwerk Twitter taten, war mir bis dato ein Rätsel. Schließlich kann es ja nicht sein, dachte ich, dass solch hochangesehene, integre Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die ... äh ... was eigentlich können? Tja, die halt öffentlich sind, sich so dermaßen in die Wolle kriegen, dass die gesamte Medienwelt aufhorcht.

Und dann, liebe Leserinnen und Leser, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Las ich doch von dem freudigen Ereignis, dass einer der beiden Streithähne, nämlich Boris, der Don Chuan der Besenkammer, der Blasebalg aus Leimen, mal wieder ein Buch über sein armsel..., sein interessantes Leben zur Frankfurter Buchmesse herausgebracht hat. Dies tat er übrigens mit der qualitativ einmaligen, literarisch sowie linguistisch so wertvollen Feststellung, dass er „stolz, ein Deutscher zu bin“ (Originalzitat Becker) ist, was man wohl vor allem auch an seinem Verhalten als Steuerzahler in so genannten Steueroasen am ehesten erkennen kann. Doch wer solche, einen Goethe und einen Schiller praktisch in den Schatten stellende Sätze – zelebrieren möchte ich schon sagen – kann, der hat es auch verdient, in die Medien zu kommen und von ihnen hofiert zu werden.

Und auch der andere wertvolle Diamant des öffentlichen Lebens, der Herr Pocher, wird sich mit einer Spielsendung, in der er eben gegen seinen Twittergegner Becker (wahrscheinlich in einem intellektuell-geistigen) Duell antritt, in die „Hall of fame“ der Fernsehgeschichte verewigen. Das ganze kommt natürlich alles nur rein zufällig zeitgleich zustande und hat nichts mit einer von langer Hand geplanten Promotion zur Erhöhung der Einschaltquoten und somit der Werbeeinnahmen dieses Fernsehereignisses von Weltrang zu tun, liebe Leserinnen und Leser. Wo denken Sie denn hin?

Wollen Sie nun noch wissen, was der Meckerator angesichts dieses zu erwartenden Niveaubrechdurchfalls zu tun gedenkt? Nun, um es mit Becker zu sagen: ich stolz, ein TV-Abstinenzler zu bin ...

Herzlichst
Ihr Meckerator

Dienstag, 8. Oktober 2013

Gibt ja nichts ...

Liebe Leserinnen und Leser,

seit Wochen mache ich mir als Meckerator Gedanken darum, worüber man sich denn als nächstes aufregen könnte und meckern soll. Gibt doch eigentlich gar nichts – oder? Deutschland geht es gut, sagt die Kanzlerin ... und ansonsten alles ruhig hier im Lande.

Vielleicht darüber, dass die Postenzuschacher ... ähem, hüstel, hüstel, die Sondierungsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD von einem Nebelkerzenfeuerwerk aus angeblichen Bedenken über die künftige Koalition begleitet werden, die uns suggerieren sollen, es wäre nicht schon längst die morgige (und somit gestrige) Politik im Hinterzimmer bekakelt worden und man warte nur noch die Anstandswochen ab, damit es so aussieht, als würden sich unsere Parteiherrschaften wirklich ernsthaft bemühen?

Oder darüber, dass in den USA eine vollkommen verpeilte Truppe von erzkonservativen Polit-Authisten die gesamte Verwaltung durch ihre Blockade im Senat und im Abgeordnetenhaus lahm legt; sie damit vielleicht die Weltwirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs lenkt, nur weil die Demokraten mit ihrem Vorhaben, 40 Millionen Amerikanern endlich eine Art Krankenversicherung zukommen zu lassen, den „Staatssozialismus“ einführen wollen?

Oder vielleicht über die Frage, weshalb vor kurzer Zeit noch die gesamte Weltöffentlichkeit entsetzt und empört über die Giftgasangriffe auf die Zivilbevölkerung in Syrien war, jetzt aber keine Sau mehr die Frage stellt, welche deutschen Firmen denn nun die Grundstoffe für diese Waffen lieferten und welche Politiker für die Genehmigung dieser Lieferungen mit verantwortlich waren?

Oder über die seit März 2011 andauernde Strahlenkatastrophe von Fukushima, bei der die Lage immer noch bedrohlicher für das gesamte Ökosystem wird, bei der weitaus mehr radioaktive Strahlung in die Luft und ins Meerwasser gelangt, als z.B. bei Tschernobyl, während die Verantwortlichen vor allem mit wunderschön altmodischen, japanischen Entschuldigungsverbeugungen vor der Öffentlichkeit reagieren, ansonsten aber keine Ahnung haben, wie sie diese endzeitliche Katastrophe endlich einzubinden gedenken?

Oder über die menschliche Tragödie der Flüchtlinge vor der italienischen Insel Lampedusa, bei der jedes Jahr Tausende von Menschen im Mittelmeer ertrinken, während wir ach so demokratischen Europäer Millionen Euro für eine Söldnertruppe ausgeben, welche die Grenzen gegen diese „ geldgierigen Wirtschaftsflüchtlinge“ schützen soll, die höchstens als Tote sozusagen posthum die italienische Staatsbürgerschaft zugesprochen bekommen, solange sie nur brav ersaufen und dem Staat nicht mal mit Beerdigungskosten zur Last fallen?

Vielleicht kann ich als Meckerator ja über das Ergebnis eines jüngst als so genanntes Derby bezeichnetes Fußballspiel zweier lokaler Bundesligaclubs etwas Lustiges schreiben, denn dazu besteht ja deutliches Interesse bei den Menschen, wie man an zahllosen Leserbriefen und Onlinekommentaren erkennen kann – nur, davon hat der Meckerator überhaupt keine Ahnung. Keine Ahnung von etwas zu haben, würde mich zwar für das Amt eines Pressesprechers qualifizieren, aber das nutzt hier in diesem Blog nun auch nichts.

Schreibe ich also lieber gar nichts – gibt ja nichts!

Herzlichst
Ihr Meckerator