Dienstag, 12. Juni 2012

Das versichere ich Ihnen



Liebe Leserinnen und Leser,
kennen Sie eigentlich die OECD? Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa? Gut, man könnte sie natürlich auch als Interessengruppe der wirtschaftsliberalen Ökonomieterroristen Europas bezeichnen – aber weshalb bin ich als Meckerator denn schon wieder so geladen?

Besagte Gruppierung fiel mir heute in einer Zeitungsmeldung mal wieder auf, in der sie eine Empfehlung ihrer „Experten“ zum Thema Rentenalter und Absicherung zum Besten gab. Das Renteneintrittsalter, so die OECD, solle in Europa deutlich angehoben werden. Zudem müssten die Menschen praktisch zur privaten Vorsorge gezwungen werden, da sie doch die Frechheit besitzen, ständig immer älter zu werden. Am Beispiel Deutschland macht die OECD deutlich, dass die Rente mit 67 der richtige Weg sei, das aber noch lange nicht ausreiche. Genau, Rente mit 70 oder 80 ist künftig angesagt – da hätte Johannes Heesters doch nur drüber gelacht: „Was, so frrrüh wollen sä schon in Rrrente, jungerrrr Froiind?“, hörte ich ihn dazu sagen.

Doch beleuchten wir den Vorschlag der marktgläubigen Sozialhooligans etwas genauer. Wer profitiert wohl von dieser Form der Altersvorsorge? Nicht Sie oder ich, höchstens der Herr Kaiser von der Humbug Ranschleicher, oder wie die hieß. Genau darum geht es doch am Ende wieder. Private Versicherungen, deren Lobbyisten in Europa ganze Arbeit leisten, damit zumindest deren Altersversorgung durch die Milliardenprofite geregelt ist. Und wie funktioniert die private Altersversicherung? Worin investiert sie immer? Richtig, in Immobilienfonds, die dann wieder einen künstlichen Boom anfeuern und eine Blase auf diesem Sektor entstehen lassen, wie z.B. in Spanien, dessen Banken dann nach einer Zeit der unbedenklichen Zockerei ins Trudeln geraten, schließlich vom sogenannten Rettungsfonds gestützt werden müssen, während die Versicherungen, die sich zuvor die privaten Beiträge einverleibt und vielleicht verzockt haben, sich diese durch Kreditausfallversicherungen zurückholen, während es für die solidarischen Sozialkassen und die Staatsfinanzen immer enger wird und wir Steuerzahler am Ende als Bürgen geradestehen dürfen.

Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, es geht nichts verloren. Es bleibt sozusagen in der (europäischen) Familie. Nur dass einige Familienmitglieder etwas für ihre Lobbyfreunde tun, während im sonnigen Iberien mittlerweile rund 30% der Jugendlichen ohne Arbeit sind und die Älteren nach der Empfehlung der „Experten“ länger arbeiten müssen, damit das irgendwie besser wird. Den Zusammenhang versteht man auch nur, wenn man neoliberale Ökonomie studiert hat und z.B. Bücher von Hans Werner Sinn gut findet.

Ich als Meckerator finde, man sollte derartige Empfehlungen nicht in Zeitungen drucken, sondern eher auf Papier, das hauptsächlich für den Sanitärbereich genutzt wird. Und Sie, liebe Leserinnen und Leser, müssen das auch alles nicht kapieren – nur glauben, wenn Sie das in den Zeitungen lesen. Mehr müssen Sie gar nicht tun, das kann ich Ihnen versichern!

Herzlichst
Ihr Meckerator