Donnerstag, 29. Dezember 2016

Schweinische Geschichten

Liebe Leserinnen und Leser,
freuen Sie sich auch immer so sehr darüber, dass es noch Politiker gibt, die sich um die wirklich wichtigen Probleme und Sorgen von uns Bürgerinnen und Bürgern kümmern?

Ein Prachtexemplar dieser Gattung scheint mir Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zu sein. Der tapfere CSU-Recke und Verteidiger des christlichen Abendlandes und seiner Kultur ist dergestalt geartet, dass sich Andere seiner Zunft von ihm eine Scheibe abschneiden könnten ... eine Scheibe Wurst zum Beispiel. Um die geht es ihm nämlich in Bezug auf vegetarische oder vegane Lebensmittel. Diese dürften seiner Meinung nach nämlich nicht mehr „Wurst“ oder „Schnitzel“ heißen.

Vegane Curry“wurst“ und weitere derartige Produkte würden laut Schmidt die „Verbraucher verunsichern“ und verunsicherte Verbraucher sind fast so schlimm wie verunsicherte Märkte – das weiß ein christsozialer Politiker natürlich. Ist ja auch wahr. Ich als Verbraucher will doch, wenn ich Wurst kaufe, sicher sein, dass ich nur tierischen Abfall esse, nicht etwa pflanzlichen. Die sollen ja neulich in der Tofu-Wurst noch Reste von Sellerie gefunden haben, das ist doch skandalös. Was war ich also bisher verunsichert bei diesen Veggi-Produkten. Gott und Bayern sei Dank, ist das nun bald Geschichte.

Und wo der Herr Minister gerade bei der Sache ist, hat er auch gleich noch deutlich gemacht, welche christlich-westlichen Werte er auch noch ebenfalls gewahrt wissen will: Schweinefleisch nämlich. Jawohl, liebe Leserinnen und Leser, es wird Herrn Schmidt zu wenig Schweinefleisch in den Kitas und Schulkantinen gegessen. Und das, wo doch jeder weiß, wie gesund das ist. Da sind doch auch wieder nur diese Moslems und (!) ihre vegetarisch-rotgrünversifften Helfershelfer schuld dran. Wir lassen uns doch von denen nicht verbieten ...

Ich sehe schon, wie der Abendlandretter im Berliner Sportpalast vor Zehntausenden verunsicherten Verbrauchern steht und ruft: „Wollt ihr die totale Schlachteplatte?“ „Jaaa ...“, antwortet die begeisterte Masse in Ektase. „Mit ordentlich Schieres und ‚n Viertel hachte Mettwurst?“ – „Jaaa...“

Tja, liebe Leserinnen und Leser. Wer solche Politiker hat, der braucht eigentlich keine Sorge mehr um die Zukunft haben – viel schlimmer kann es ja nicht mehr werden. Solche Entgleisungen passieren dem Herrn Landwirtschaftsminister nicht etwa aus Überzeugung, sondern nur mit Blick auf den rechten Tellerrand und die AfD, nämlich aus Angst, den Platz am Trog (wenn ich mal beim Bild bleiben darf) bei den nächsten Wahlen zu verlieren. Bei so viel rückwärtsgewandtem Denken kann ich als Meckerator nur feststellen: schweinische Geschichte. Mahlzeit!

Herzlichst
Ihr Meckerator

Freitag, 2. Dezember 2016

Enthüllungen

Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie auch solche Angst vor der furchtbaren Gefahr, die uns demnächst droht? Vor dem Schrecklichen, dem Unaussprechlichen, dem Gewalttätigen. Nein, ich meine nicht den Terrorismus oder die vor uns liegende Amtszeit von Donald Trump ... oder die neue Single von Xavier Naidoo – ich meine das Tragen der Burka. Diese zu verbieten ist derzeit mal wieder der aktuelle Populismus-Hit bei allen politischen Hinter- und Hinterhinterbänklern der christlichen Abendlandretter von CDU/CSU und wer weiß wem noch alles, um uns vor dieser finsteren Bedrohung zu schützen.

Etwas übertrieben meinen Sie? Absolut Ihrer Meinung. Und damit das gleich klar wird: ich finde diese Dinger auch nicht gut, denn sie sind im Grunde nichts weiter als die sichtbar gewordenen patriarchalischen Verlustängste einiger Dumpfbacken aus dem vorvorletzten Jahrhundert, welche die betroffenen Frauen ausbaden (oder besser austragen) müssen. Wer Probleme mit der Betrachtung einer Frau, deren Haare, deren Figur u.s.w. hat, der sollte die Frau nicht verhüllen, sondern seinen Hormonspiegel in Ordnung bringen oder sich auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen – oder beides tun!

Wie gesagt, ich finde diese tragbaren Gardinen zum Verhüllen von Menschlichkeit albern. Ich finde aber auch Männer albern, die jährlich ab dem 11.11. Narrenkappen, Pappnasen und lächerliche Uniformen anziehen und glauben, das wäre Humor. Alles absoluter Quark, doch ich fürchte mich weder vor der einen Sache, noch vor der anderen. Es geht keine Gefahr davon aus und man kann auch radikale Ideen und Ideologien nicht mit dem Verbot der Burka beseitigen. Die treten nämlich in unserem Land eher im Hosenanzug mit Kurzhaarschnitt oder karierten Anzügen auf und wollen nicht neben Jerome‘ Boateng wohnen.

Wissen Sie, wie viele vollverhüllte Frauen ich im Leben sozusagen live gesehen habe? Wenn es zehn waren, dann waren es viele – und da sind auch dreimal katholische Nonnen dabei gewesen (für die gibt es wahrscheinlich nur halbe Punkte, oder?). Zehn also in fünfzig Jahren! Das bedeutet, es kommt im alltäglichen Leben so gut wie überhaupt nicht vor, dass man einer Burka in Deutschland begegnet. Und wenn, dann ist es so wie der berühmte Sack Reis, der in China umfällt – es hat keine Auswirkungen für uns.

Weshalb also belästigen uns derzeit unsere Politclowns mit solch einem vollkommen unwichtigen und die tatsächlichen Probleme überhaupt nicht tangierenden Thema? Es gibt darauf doch nur zwei Antworten: entweder die Herrschaften in den Parlamenten sind so naiv und erkennen die Nichtigkeit ihres Anliegens nicht, oder sie wissen ganz genau, dass dies nur deshalb populär ist, weil man damit auf Stimmenfang vor allem am rechten Rand gehen kann, wo man sich wohl reiche Fischgründe (wenn ich dies Bild mal bemühen darf) erhofft. Welche Variante darf es denn sein, liebe Leserinnen und Leser? Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Wahl!

Doch mal im Ernst: ist es etwa ein Zufall, dass es ausgerechnet immer diejenigen sind, die sich christlichen und abendländischen Werten (was immer das auch ist) verschrieben haben, am lautesten krakelen, am widerlichsten hetzen und am unbarmherzigsten agieren? Was hat denn der Stifter jener Religion, auf die sie sich immer beziehen (ein Jude übrigens – wissen die das?) denn damit gemeint, als er vorgab: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“? Was könnte das denn in Bezug auf die Menschen bedeuten, die herkommen – oder die alle hier schon leben? Hm ... Frauke, Alexander, Horst? Könnt ihr nicht sagen? Na dann setzt euch mal wieder und haltet schön die Gusche und passt künftig auf in der Lebenslehre.

Der Meckerator meint: geht mit Aufklärung und Toleranz auf die Menschen zu und enthüllt lieber die tatsächlichen Absichten der Rattenfänger!