Freitag, 14. Februar 2014

Eigenverantwortlich?

Liebe Leserinnen und Leser,
wissen Sie eigentlich, was das Wort Eigenverantwortung bedeutet? Ja, genau das, was bestimmte Politiker immer im Hinblick auf soziale Leistungen von den Menschen verlangen, wenn es darum geht, selbige mal wieder in frage zu stellen oder zu kürzen. Ich will Ihnen an dieser Stelle einmal ein Beispiel von Eigenverantwortung geben, damit Sie es auch wirklich verstehen, wie das funktioniert:

Eigenverantwortlich kann man z.B. sein, wenn man selbst festlegen darf, welche Vergütung man für seine Arbeit bekommt. Nehmen wir mal an, Sie bestimmen zusammen mit Ihren Kolleginnen und Kollegen in der Firma, dass sie ihr Entgelt bis zum Jahreswechsel um rund 10% erhöhen und es auf das … sagen wir mal Niveau eines Abteilungsleiters angehoben wird. Dazu gönnen Sie sich noch eine gute Altersversorgung, mit der Sie bereits nach rund vier Jahren – also gleich nach der Ausbildung schon relativ und nach weiteren vier Jahren besser als die große Mehrheit der Bundesbürger leben können, wenn Sie den Betrieb mal verlassen müssen.

Dabei dürfen Sie aber nicht vergessen, allen anderen außerhalb Ihrer Firma immer wieder nahezulegen, dass sie sich doch mit ihren Forderungen bitte schön zurückhalten sollen, damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nicht gefährdet wird. Und den Rentnerinnen und Rentnern erklären Sie zudem noch, dass sich das Niveau der künftigen Altersbezüge immer weiter absenkt, damit Ihre Freunde von der Wirtschaft nicht zu sehr belastet werden - also sollen besagte Senioren doch bitte schön noch selbst für ihr Alter vorsorgen … wovon auch immer. Ihre Freunde von der Versicherungsindustrie, die schließlich von privat abgeschlossenen Zusatzversicherungen profitieren, werden es Ihnen auf jeden Fall danken!

Tja, liebe Leserinnen und Leser, so geht Eigenverantwortung richtig. Was? Das wären alles nur im Drogenrausch ausgedachte Spinnereien? Nein! Das ist die derzeitige Realität für unsere Herrschaften im Bundestag. Hier vor allem derjenigen, die sich im Moment mal wieder in Regierungs-„Verantwortung“ sehen. Die sogenannten Diäten wollen sie sich mit den Stimmen der erschlagenden Mehrheit der großen Koalition bis 2015 um satte 10% auf dann 9082 € anheben und die Altersversorgung erreicht nach nur einer Wahlperiode mit über 900 € den Durchschnitt der Rentenbezüge in Deutschland. Und die Begründung dafür ist ebenso dreist wie sie abenteuerlich ist. Aus welchem Grund auch immer wird sich das Grundgehalt eines Bundesrichters als Maßstab angeeignet, das für den normalen Bundestagsabgeordneten gelten müsse. Im nächsten Jahr wird es dann wahrscheinlich das des Vorstandsvorsitzenden einer großen Aktiengesellschaft und im Jahr darauf das private Vermögen der Familie Rockefeller sein, oder was?

Wie Sie wissen, bin ich ja immer sehr zurückhaltend und vorsichtig mit Kritik an unseren „Herrschenden“ … aber diesmal ist das Maß wirklich voll. Wie, frage ich mich, kann man so dermaßen die Bodenhaftung verlieren, ständig Wasser (und zwar möglichst noch fettarmes) zu predigen und dabei gleichzeitig selbst beinahe im Weinfass zu ersaufen? Wie schafft man es, seine Skrupel vollkommen zu beseitigen und die Menschen hier im Land so dermaßen zu verarschen, dass es fast schon wieder als Kunstform gelten kann? Gibt man als Abgeordneter und Mitglied der Regierung am Eingang zum Bundestag sein Gewissen ab oder darf man selbiges erst gar nicht besitzen, um in den Genuss einer solchen Position zu kommen? Gut, die größte im Bundestag vertretene Berufsgruppe sind schließlich die Juristen, da erübrigt sich diese rein rhetorische Frage natürlich. Aber wir sind ja schließlich auch in diesen Dingen eigenverantwortlich – nämlich bei der Umsetzung einer wirklich gelebten Demokratie mit entsprechemdem Wahlverhalten. Seien Sie verantwortlich und gern auch mal eigen.

Herzlichst
Ihr Meckerator

Dienstag, 4. Februar 2014

Ich liebe Realpolitik

Liebe Leserinnen und Leser,

das neue Jahr ist gerade mal einen Monat alt und schon weiß man als Meckerator gar nicht mehr, wie man die aktuellen Themen zum Meckern miteinander verbinden soll. Fang ich doch mit den tollen Ideen von Drohnen-Uschi an, unserer neuen Verteidigungs-Kriegseinsatz-Ministerin, die einen Tag eine familienfreundlichere Bundeswehr erschaffen will und zwei Tage später davon faselt, dass Deutschland sich doch endlich mehr in die Verantwortung stürzen und z.B. an Einsätzen in Afrika teilnehmen solle. Mischt man beides zusammen, dann kommt man unweigerlich auf den Gedanken, dass es somit künftig vielleicht kampfeinsatzortnahe Kindertagesstätten geben müsste.

Gar nicht mal so schlecht, der Ansatz – zumal die Erzieherinnen in Afghanistan oder Zentral-Afrika mit Sicherheit günstiger sind, als hierzulande. Teilzeitkriege sind zudem auch weitaus entgegenkommender für junge Familien. Wenn Mama und Papa nach dem üblichen Anti-Terrorkampf gegen Mittag zurückkommen – also, falls sie zurückkommen, können sie die Kleinen direkt danach abholen und ins Bundeswehrcamp fahren und dort an das leckere (würg) Essen gewöhnen. Ist doch eine tolle Sache.

Unser Bundesgrüßonkel Phrasenjochen hat das Ganze übrigens sogleich unterstützt und eingefordert, dass Deutschland sich nicht immer hinter seiner besonderen geschichtlichen Vergangenheit verstecken dürfe. Da horchen die Verantwortlichen in den Vorständen der Waffenindustrie doch gleich freudig auf, zumal sie ja schon jetzt mit glänzenden Zahlen aufwarten können, was den Export von Waffen in alle (natürlich nur demokratische, hüstel, hüstel ...) Welt angeht. Derzeit ist man jedoch weltweit nur an dritter Stelle, da geht doch noch was. Wenn diese Waffen später dann gegen deutsche Soldaten eingesetzt werden, könnte man sogar von einer Art Recycling sprechen und vielleicht noch die eine oder andere Umweltprämie der EU abgreifen. Hätten sie in den Vorständen gar nicht gedacht, dass sich der einstige Ossi-Pfaffe so positiv zu ihren Gunsten entwickelt.

Und um die aktuellen Themen noch zu verbinden (hach, was bin ich wieder kreativ heute), könnte man Meinungsumfragen bezüglich Akzeptanz der Bundeswehreinsätze durch den ADAC durchführen lassen. Die machen das schon passend. Zur Not stellt der Automobilclub auch noch Hubschrauber mit gelben Engeln zur Verfügung, um die auf Mienen aufgefahrenen Panzerfahrzeuge wieder flott zu kriegen oder den Feinden Staub mit den Rotoren in die Augen zu pusten.

Zum Schluss möchte ich das Ganze noch durch den Vorschlag abrunden, sich selbst anzeigende Steuersünder nicht durch die Möglichkeit der Nachzahlung zu amnestieren, sondern durch einen Halbjahreseinsatz bei der kämpfenden Truppe. Jüngstes Beispiel davon wäre dann gleich Alice Schwarzer, die moralische Instanz der Frauenbewegung, die mal eben 200.000 Euronen am Fiskus vorbei in die Schweiz gebracht hat. Lasst die Frau gerüstet mit einem Jahresabo der Zeitung „Emma“ auf die Taliban los und das Problem ist für alle Zeiten beseitigt. Ach, ich liebe Realpolitik und ihre Möglichkeiten.

Herzlichst
Ihr Meckerator