Donnerstag, 20. Oktober 2011

Quote vadis


Liebe Leserinnen und Leser,
sind Sie für oder gegen Quoten? Ich meine die für Frauen in Führungspositionen. Eine derartige Diskussion leisteten sich jüngst die beiden weiblichen Berufsnegativbeispiele, Familienministerin Kristina Schröder und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, mit den Vorständen der deutschen Dax-Konzerne in dem sie untertänigst und voller Demut ankündigten, vielleicht und eventuell eine gesetzliche Regelung zur Förderung eben dieser Frauenquote in Führungspositionen ins Auge fassen.

Und was kam dabei heraus? Rüüchtüüch, wie immer nur eine nicht einklagbare „freiwillige Selbstverpflichtung“ der Konzerne, den Frauenanteil in den entsprechenden Managementetagen bis ins Jahr „Hastenichgesehen“ auf „Weißderdraht“ Prozent anzuheben – aber bitte nicht in den obersten Vorständen, so weit reicht das Verständnis für Gleichberechtigung dann doch noch nicht, wäre ja noch schöner.

Ich höre auch schon wieder die patriarchalischen Weltbewahrer und verkappten Konservenmuttis rufen, dass es ja auch nicht die Quote sein darf, die den Frauen zur Führungsposition zu verhelfen hat, sondern nur Leistung zählen sollte. Genau, weil das ja auch in jedem Fall bei den Männern immer die Vorraussetzung für Führungspositionen ist – niemals Nasenpolitik oder Postengeklüngel, das gibt es überhaupt nicht bei Männern. Und der Papst wird übrigens nächste Woche zum Buddhismus konvertieren...

Jedenfalls haben es die Konzerne mit ihrer ach so selbstlosen Freiwilligkeit wieder mal geschafft, damit ein Gesetz zu verhindern. Ich persönlich fordere die Bundesregierung übrigens auf, sofort alle Geschwindigkeitsbegrenzungen für mich aufzuheben, weil ich die bis zum Jahr 2020 freiwillig zu etwa 35% einhalten werde. In ähnlicher Qualität haben sich Schröder und von der Leyen nämlich von den Konzernmanagern über den Tisch ziehen lassen.

Der Meckerator kann deshalb nur allen Frauen raten: Occupy the Vorstandsetagen!

Herzlichst
Ihr Meckerator

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Gewissensgebisse


Liebe Leserinnen und Leser,

haben sie auch so mitgelitten mit den letzten aufrechten Parlamentariern, den Rittern des Anstandes, den Volkstribunen der Glaubwürdigkeit – wie etwa Wolfgang Bosbach von der CDU, der auf geradezu passionische Art und Weise die Last seiner Standhaftigkeit bei der Ablehnung des Euro-Rettungsfonds über alle Medien (er)getragen hat? Ausgerechnet die personifizierte Hofschranze Ronald Profalla, Kanzleramtsminister und Parteikollege von Bosbach hat ihn zudem aufs Übelste beleidigt („Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen…“), was natürlich nur rein zufällig auch an die Medien verbreitet wurde.

Trotzdem ist er wie gesagt standhaft geblieben, der aufrechte Recke Bosbach und folgte seinem Gewissen. Sehr löblich und schön, das alles. Ich habe da als Meckerator nur noch eine kleine Anfrage an ihn und seine Kollegen: weshalb hat sich dieses Gewissen eigentlich nicht auch geregt, als es um die faktische Rentenkürzung durch die Anhebung des Rentenalters auf 67 ging? Oder bei der Streichung des Wohngeldes für Arbeitslose, oder bei der Entscheidung, junge Menschen in einen aussichtslosen Krieg nach Afghanistan zu schicken, oder bei den Waffenlieferungen an Saudi-Arabien, oder als die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke gegen den Willen der Mehrheit des Volkes beschlossen wurde, oder bei den Steuersenkungen für Hotelbesitzer, oder bei der Ausweitung der Leiharbeit, oder bei der Abschaffung der paritätischen Finanzierung der Sozialkassen durch Arbeitgeber und –Nehmer, oder bei der Tatsache, dass in Deutschland über zwei Millionen Kinder am Rand der Armutsgrenze leben, oder bei der Einführung der Kopfpauschale oder, oder, oder…?

Wie kann es sein, dass sich besagtes Gewissen zwar bei der geplanten Rettung von in Not geratenen EU-Ländern regt, nicht aber bei den vielen sozialen und politischen Mißständen hier im Land? Der Meckerator meint: Bääähhh zu so viel Heuchelei und zum Markt getragener Scheinheiligkeit. Eure Gewissensgebisse sind haltlos und vollkommen schief!

Herzlichst
Ihr Meckerator