Samstag, 9. Februar 2019

Masochisten

Liebe Leserinnen und Leser,
nehmen Sie sich selbst gern auseinander? Ich meine, machen Sie sich selber gerne fertig, demütigen und quälen sich selbst gern? Na toll, dann sollten Sie der SPD beitreten. Der SPD, Sie wissen schon …, diese Partei, die früher mal …

Naja, auf jeden Fall wären Sie dort mit solchen Eigenschaften bestens aufgehoben, denn sich selbst fertig machen, beherrscht man dort perfekt. Nachdem man sich jahrelang mit seiner Politik die Grundlage der einstigen Stammwählerschaft mit unglaublicher Ausdauer und regelrechter Wollust zerkloppt hat, kommt nun plötzlich die vorsichtige Einsicht bei einigen der Akteure dieser Partei zum Vorschein, dass es vielleicht doch irgendwie anders gehen müsste.

Hubertus Heil, das Provinzmodell aus Peine und seines Zeichens Arbeits- und Sozialminister, der immer so aussieht, als trüge der die Anzüge von Heiko Maas auf (nur dem passen sie!), macht jüngst Furore mit dem Vorschlag einer Grundrente, die endlich in die richtige Richtung geht. Und was geschieht? Ja klar, die Unionsparteien fauchen, die Arbeitgeberverbände schäumen und die FDP erklärt allen Ernstes, dass sie gegen dieses Konzept sei, weil eventuell die Ehepartner von Millionären auch in den Genuss der Rentenverbesserung kämen. Wo doch so viele Millionärsgatinnen und -Gatten zunächst 35 Jahre im Niedriglohnsektor schuften müssen, bis sie diese Rente beantragen, kennt man ja.

Ebenso typisch für dieses Land und seine Herrschenden ist die Reaktion auf die Ankündigung der Parteichefin Andrea Nahles, dass man das „Hartz IV-Modell“ endlich hinter sich lassen wolle. Nachdem sie ihren Plan in einem Interview konkretisierte, steht die Pressemaschinerie nicht mehr still und schießt aus allen Rohren dagegen. Auch an dieser Stelle ist kein Argument zu blöd und abgedroschen, als dass man es nicht gegen die zumindest teilweise Wiedereinführung des Sozialstaates verwenden kann. Da taucht er wieder auf, der faule Arbeitslose, der doch den Druck von eventuell nicht mehr gewährten Leistungen bis hin zur völligen Einstellung der Unterstützung benötigt, um seinen Arsch aus dem Bett zu kriegen und sich so sinnigen Maßnahmen wie dem Lösen von Grundschulaufgaben und Puzzeln zu widmen, weil irgendwelche Unternehmensberater das vorgeschlagen haben.

Doch richtig übel wird es, wenn sich die eigenen, sogenannten Parteifreunde mal so richtig auslassen und dagegen pöbeln. Kaum hatte Heil sein Rentenkonzept vorgestellt, kommt der knuddelige Finanzminister Scholz, die sprechende Billardkugel aus Hamburg mit einem angeblichen Finanzloch von mehreren Milliarden daher, wo sich gestern noch die Scheine gestapelt hatten, wenn man den Verlautbarungen der Bundesregierung glauben mochte. Jetzt kann das natürlich auch „zufällig“ von den Medien forciert worden sein, aber dann hat man in der SPD zumindest ein deutliches Abstimmungsproblem.

Und natürlich muss er sich auch wieder zu Wort melden. Gerhard, die leere Bierflasche aus Hannover, der zuvor schon mal Siggi, den Harzer Märchenonkel und Wahrheitsgestalter ins Spiel (zurück) gebracht hat. Da bekommt der einstige Kanzler und jetzige Gasableser Sorge, dass man sein Lebenswerk zerstört, mit dem er zuvor die Lebensleistung Tausender Menschen zerstört hat und krakelt, dass Nahles nicht zur Kanzlerschaft geeignet wäre und sein System der Knechtschaft von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger doch so schön funktionieren würde.

Da wird also in aller Öffentlichkeit die Parteivorsitzende auseinandergenommen, die vor noch nicht einmal einem Jahr doch von irgendjemandem in dieser Partei gewählt worden sein muss. Selbst den Vorsitz der SPD bekommt man meines Wissens noch nicht geschenkt oder vererbt, oder? Und niemand aus dieser Truppe von bisherigen Sozialverweigerern ist in der Lage dagegen aufzubegehren und Schröder und Konsorten in die Schranken zu weisen? Mann, was für eine armselige Theateraufführung der einstigen Volkspartei.

Der Meckerator meint: Statt sich zusammenzureißen, zerreißen sie sich endgültig, diese politischen Masochisten …

Herzlichst
Ihr Meckerator