Samstag, 28. Dezember 2013

Ich hasse Jahresrückblicke!

Liebe Leserinnen und Leser,

hassen Sie Jahresrückblicke auch so? Na super, dann habe ich hier noch einen für Sie – allerdings einen besonderen, aus der Sicht eines hauptberuflichen Meckerators nämlich.

Schauen wir doch ein wenig zurück auf 2013. Was war da alles passiert? Natürlich hat es leider wieder viele Naturkatastrophen gegeben. Erdbeben, Überschwemmungen, Brände, Heino hat eine neue Platte herausgebracht und es gab erneut Bilder von Putins nacktem, schwabbeligem Oberkörper. Kurz, es blieb uns nichts erspart.

Und dann waren da noch so hässliche, die schöne, bunte, konsumorientierte westliche Scheinwelt störende Bilder von Flüchtlingen, die im Mittelmeer kurz vor Italien ertranken und von Giftgastoten in Syrien. Was war das für eine kurze Zeit eine Aufregung in den Medien, nicht wahr? Man wollte die Verantwortlichen in Damaskus vor das Weltgericht stellen. Diese Unmenschlichkeit anprangern und der Weltpolizist USA stand gar mal wieder kurz vor einem Einmarsch. Bis einer fragte, woher eigentlich das ganze Zeug ...? Äh, weiter geht’s, nächstes Thema bitte. Na gut, Deutschland ist seiner Verantwortung ja auch gerecht geworden und hat ganze 5000 Syrer aufgenommen – dann ist aber auch genug, mehr passen hier nicht herein. Das superreiche Land Libanon hat übrigens zehnmal so vielen Menschen Zuflucht gewährt, aber die können es sich ja schließlich auch leisten.

Tja, und so schritt sie schnell wieder weiter, die Karawane des kollektiven, von der interessengeleiteten Presse gelenkten Kurzzeitgedächtnisses. Flüchtlingskatastrophe ...häh? Umweltdesaster ... hm?, Abhörskandal ... wie bitte? Da konzentriert man sich doch lieber mal wieder auf wichtige Themen. Vor allem Deutschlands Hauptdesinformations- und Verblödungsinstrument „BILD“ konnte das wieder hervorragend umsetzen und berichtete lieber von „Bobbeles“ Twitterstreit mit Oliver (wer?) Pocher oder seinen neuen Ambitionen als übergewichtiger Tennistrainer oder davon, dass Käte, die neueste Wurfmaschine der Windsors sich wahrscheinlich mal wieder hat royal poppen lassen. Genau, das wollen die Leute lesen, da kommen sie noch mit. Nicht immer dieses ganze negative Zeug. Da frage ich mich manchmal, ob denn oben besagte Naturkatastrophen nicht wenigstens mal partiell den Springer-Verlag in Berlin ...? Doch lassen wir das.

Was hatten wir denn noch dieses Jahr? Ach ja, die Katholiken haben einen Papst gewählt. Macht sich ja bisher ganz manierlich, der Neue. Zumindest latscht er nicht mit albernen roten Pradaschuhen ständig in diplomatische Fettnäpfe hinein, wie sein Vorgänger, den zur Abwechslung mal nicht das Zeitliche, sondern die „Kein-Bock-mehr-Mentalität“ gesegnet hat. Mal schauen, was da noch so passiert. In der Kurie will er ja angeblich aufräumen. Wenn ihm das mal nicht schlecht bekommt. Schließlich brauchen einige Autoren wieder neue Stoff für Vatikankrimis!

Ach ja, natürlich, wir hatten auch Wahlen. Ich meine nicht diese dicken Tiere im Meer, sondern im Ergebnis diese dicken Tiere in den Parlamenten (zumindest denken sie, dass sie welche sind, denn uns bezeichnen sie gerne als „kleine Leute“). Da war natürlich vor allem die Bundestagswahl, die uns die „Groko“ beschert hat. Diese Bezeichnung hat alle Chancen, als Wort des Jahres gewählt zu werden und steht wohl für „Großkotz“ oder besser noch „Große Konzerne (schonen)“, denn davon ist am meisten dabei herausgekommen. Nehmen wir doch mal das Prestigeprojekt der Sozialdemontagen: der Mindestlohn. Was von der mit Pauken und Trompeten herausposaunten Ankündigungswelle übrig geblieben ist, liebe Arbeitgeberverbände, davor brauchen Sie sich nicht zu fürchten. Nein, wirklich nicht, keine Angst. Da finden sich schon genügend Ausnahmeregelungen und zeitliche Abstufungen, so dass wir auch künftig nicht von einem flächendeckenden Mindestlohn sprechen müssen – mal ganz von einem ausreichenden Mindestlohn abgesehen. Aber das machen wir natürlich auf keinen Fall, versteht sich. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und die Globalisierung und die volatile Lage und überhaupt, na klar!

Na ja, auf jeden Fall stehen jetzt wieder genügend Verdiente in Lohn und Brot – also bei der neuen Bundesregierung zumindest. Und wer da alles was tolles geworden ist, was? Bundesuschi ist jetzt Verteidigungsministerin. Was haben die Hofberichterstatter gleich wieder auf die Sahne gehauen: „Mit einer Charmeoffensive flog sie nach Afghanistan“, hieß es. Wahrscheinlich will sie dort die Taliban tot grinsen, das schafft sie. Ohne Helm sei sie dort eingetroffen. Leute, wer bracht denn noch einen Helm, wenn er Dreiwettertaft hat?

Wirkliche Verluste hatten wir in 2013 leider auch zu beklagen. Dieter Hildebrand, Nelson Mandela und Peter O’Toole sind gestorben. Drei hochkarätige Menschen, die auf ihren jeweiligen Feldern Bleibendes geschaffen haben. Und wer bleibt für uns übrig? Cindy aus Marzahn, Angela Merkel und Till Schweiger ... aaahhhhh.

Ich verlasse lieber ganz schnell diesen Absatz und wünsche Ihnen trotz all des ganzen Schmonzes, den wir hinter uns haben und der mit Sicherheit wieder vor uns liegt einen guten Rutsch ins neue Jahr. Ob das nächste besser wird? Es wird immer nur so gut oder schlecht, wie wir es zulassen und uns gefallen lassen, liebe Leserinnen und Leser.

Herzlichst
Ihr Meckerator