Montag, 21. Juli 2014

Der Gaucho ...

Liebe Leserinnen und Leser,

wissen Sie, wie der Gaucho geht? Der Gaucho, der geht so … das zumindest haben einige Spieler der deutschen Mannschaft bei der Siegesfeier zur gewonnenen Fußballweltmeisterschaft gemeint, zeigen zu müssen, wobei sie in gebeugter Haltung über die Bühne tanzten.
Jetzt kann man sich zu recht darüber Gedanken machen, ob das denn in der Form hat sein müssen? Am Ende bleibt es jedoch der zugegeben chauvinistische Ausdruck von Freude einiger in der Öffentlichkeit unerfahrener und naiver Spieler, denen man besser vorher das Mikro aus der Hand geschlagen hätte – nicht mehr und nicht weniger. Was ist jetzt meckeratorwürdig an dem ganzen Geschehen? Das, was einige der angeblich führenden Kolumnisten und Leitartikelmoralisten der Medien daraus wieder machen wollten: nämlich einen Skandal.

Das ist inzwischen eine der Lieblingsbeschäftigungen dieser Mainstream-Terroristen aus den Niederungen der deutschen Gazettenlandschaft. Inszenierte Skandale, die immer nach dem gleichen Muster ablaufen. Zunächst einen Versuchsballon in einem Leitartikel starten und abwarten, wie die nach Brot und Spiele dürstende Öffentlichkeit reagiert. Wenn die Meute anbeißt, dann heißt es „Feuer frei“. Doch diesmal hat sich der Versuch als Rohrkrepierer herausgestellt, denn die Fußball spielenden Halbgötter gelten derzeit als unangreifbar. Und mir stellt sich angesichts dieser inhaltsleeren Versuche, die Blicke der Öffentlichkeit weg von wirklich wichtigen Themen, hin zur medialen Trivialität zu lenken die Frage, ob sie denn keine richtigen Skandale mehr zu bearbeiten haben, die Buchstabenverwurster der Leitmedien dieses Landes?

Soll ich euch vielleicht welche aufzeigen, oder was? Wir haben doch genug davon. Statt über gebeugte Gauchos solltet ihr lieber über gebeugte Jugendliche berichten. Es ist ein Skandal, dass in vielen südwesteuropäischen Ländern über 50% dieser Jugendlichen arbeitslos sind, weil Merkel und der ganze Rest von ihr am Rockzipfel hängenden Politclowns ihre angebliche Sparpolitik ohne Rücksicht auf Verluste fortsetzen. Es ist ein Skandal, dass wieder unschuldige Kinder in Palästina ihr Leben lassen müssen, weil – ich betone! – auf beiden Seiten der Grenze zum Gasastreifen stahlbetonierte Schwachköpfe ihren gegenseitigen und niemals aufhörenden Fanatismus und Hass aufeinander ausleben wollen. Es ist ein Skandal, dass nach der furchtbaren Reaktorkatastrophe von Fukushima, die übrigens noch immer nicht beendet ist, in Japan schon wieder auf Atomkraft gesetzt wird, während Tausende von Menschen dort in den nächsten Jahrzehnten die Folgen der Verstrahlung zu spüren bekommen werden. Es ist ein Skandal, dass in einem derart reichen Land wie Deutschland über einen Mindestlohn von 8,50 Euro gestritten wird, von dem eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer noch immer nicht wirklich leben kann, aber so getan wird, als sollte das Arbeiterparadies mit fürstlichen, leistungslosen Gehältern zu Lasten der darbenden Arbeitgeber geschaffen werden. Es ist ein Skandal, dass Waffen nach Saudi-Arabien geliefert werden. Ein Land, das noch immer von mittelalterlich-patriarchalischen Bettlakenträgern mit Erdölzugang regiert wird und in dem Frauen nur in Ausnahmefällen einen Führerschein machen dürfen. Es ist ein Skandal, dass überall auf der Welt auf Teufel komm raus nur noch ökonomische Interessen auf dem Rücken der Menschen und der Umwelt durchgepeitscht werden und dafür Kriege, Zerstörung, Leid und Elend in immer größeren Umfang um sich greifen.

Das sind alles Skandale, über die ihr ständig berichten müsstet – und zwar bis zum Erbrechen und bis der Arzt kommt. Ihr in den Redaktionen der Massenmedien könntet mit eurer Macht der Öffentlichkeit so vieles verändern, auf die wirklich wichtigen Themen aufmerksam machen, die Hintergründe aufzeigen und so Aufmerksamkeit schaffen, wenn ihr euch denn trauen würdet und es selber wolltet. Aber genau das ist ja nicht euer Ziel, nicht wahr? Lieber die Menschen ablenken mit „Gauchogate“ und anderen medialen Fäkalien der Journaille, die ihr euch täglich aus dem Kopf auf das Papier herausdrückt, dessen diese Artikel nicht wert sind.

Herzlichst
Ihr Meckerator

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