Dienstag, 9. Dezember 2014

Reden se Deutsch!

Liebe Leserinnen und Leser,

na, auch aufgeregt über die Forderung der radikalen Fanatiker? Nein, ich meine nicht die irregeleiteten Wirrköpfe des IS oder ähnlicher Organisationen – ich meine die CSU mit ihrem Anspruch darauf, dass in Deutschland lebende Ausländer doch jetzt zuhause auch Deutsch zu sprechen hätten. Kaum war diese in einem Leitantrag der Partei der bayrischen Trachtentaliban stehende Idee öffentlich bekannt, schon hagelte es Hohn und Spott über die politischen Dumpfbacken, die doch selbst erst einmal richtig Hochdeutsch lernen sollen.

Und sofort stürzten sich auch die Medien wieder auf das populistische Ereignis, das wie immer auf der jährlichen Klausur der CSU in Wildbad-Kreuth stattfindet, bei der sich die Protagonisten dieser Partei in rechtsnationalistischen und stammtischbierseligen Parolen suhlen, als würde es kein Morgen mehr geben ... und alle lassen sich davon medial einfangen.

Es gibt doch kein schöneres Ablenkungsmittel, als voller Empörung mit der Masse auf diesen verbalen Schwachsinn von Seehofers Lederhosenclique einzuprügeln, als würde die das wirklich interessieren und als würden sie das riesige Tamm-Tamm um sie herum nicht in Wahrheit genießen, weil sie damit im Gespräch bleiben und so kostenlose Wahlkampfhilfe für diejenige Zielgruppe erhalten, die ohnehin ständig auf populistische und ausländerfeindliche Sprüche hereinfällt.

Natürlich versuchen bestimmte Trittbrettfahrer unter den „hochoffiziell empörten“ Kritikern sich mit ihren öffentlich verbreiteten Meinungen in die Herzen der Menschen zu schleimen, wie beispielsweise der semismarte CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der sogleich twitterte, dass es die Politik nichts angehen, ob man „nun Latein, Klingonisch oder Hessisch zuhause spricht“. Als ob seine eigene Partei nicht genauso in die rechte Sprüchekiste greift, wenn es gerade opportun für die Wahl ist. Sein Parteikollege Roland Koch (ehemaliger Ministerpräsident von Hessen und hauptamtlicher Kotzbrocken) ist doch abschreckendes Beispiel genug dafür.

Aber wie schon geschrieben, nichts ist besser zur Ablenkung geeignet, als ein solch aufgebauschter Medienzirkus. Da interessiert doch keinen mehr die nach wie vor armselige Flüchtlingspolitik der Bundesregierung oder die anstehenden sogenannten Freihandelsabkommen, mit denen Standards von Verbraucher- und Arbeitnehmerrechten untergepflügt werden ... oder die Tatsache, dass es in Deutschland des Jahres 2014 bereits schon wieder über 7700 rechtsextreme und ausländerfeindliche Straftaten bei insgesamt drei (!) Haftbefehlen dazu gegeben hat. Das, liebe Leserinnen und Leser, wären mal Gründe, sich öffentlich zu empören!

Aber stattdessen lassen wir uns über eine Truppe von armseligen und geltungssüchtigen Vorwahlkampf-Hasspredigern aus, die sich nicht im Geringsten davon beeindrucken lassen und sich auch nicht ändern werden, denn das gehört zu ihrem schmutzigen Geschäft.

Der Meckerator meint: ignoriert sie in Grund und Boden und sprecht zuhause die Sprache, die euch gefällt – das darf sogar auch Bayrisch sein!

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