Mittwoch, 5. Oktober 2011

Gewissensgebisse


Liebe Leserinnen und Leser,

haben sie auch so mitgelitten mit den letzten aufrechten Parlamentariern, den Rittern des Anstandes, den Volkstribunen der Glaubwürdigkeit – wie etwa Wolfgang Bosbach von der CDU, der auf geradezu passionische Art und Weise die Last seiner Standhaftigkeit bei der Ablehnung des Euro-Rettungsfonds über alle Medien (er)getragen hat? Ausgerechnet die personifizierte Hofschranze Ronald Profalla, Kanzleramtsminister und Parteikollege von Bosbach hat ihn zudem aufs Übelste beleidigt („Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen…“), was natürlich nur rein zufällig auch an die Medien verbreitet wurde.

Trotzdem ist er wie gesagt standhaft geblieben, der aufrechte Recke Bosbach und folgte seinem Gewissen. Sehr löblich und schön, das alles. Ich habe da als Meckerator nur noch eine kleine Anfrage an ihn und seine Kollegen: weshalb hat sich dieses Gewissen eigentlich nicht auch geregt, als es um die faktische Rentenkürzung durch die Anhebung des Rentenalters auf 67 ging? Oder bei der Streichung des Wohngeldes für Arbeitslose, oder bei der Entscheidung, junge Menschen in einen aussichtslosen Krieg nach Afghanistan zu schicken, oder bei den Waffenlieferungen an Saudi-Arabien, oder als die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke gegen den Willen der Mehrheit des Volkes beschlossen wurde, oder bei den Steuersenkungen für Hotelbesitzer, oder bei der Ausweitung der Leiharbeit, oder bei der Abschaffung der paritätischen Finanzierung der Sozialkassen durch Arbeitgeber und –Nehmer, oder bei der Tatsache, dass in Deutschland über zwei Millionen Kinder am Rand der Armutsgrenze leben, oder bei der Einführung der Kopfpauschale oder, oder, oder…?

Wie kann es sein, dass sich besagtes Gewissen zwar bei der geplanten Rettung von in Not geratenen EU-Ländern regt, nicht aber bei den vielen sozialen und politischen Mißständen hier im Land? Der Meckerator meint: Bääähhh zu so viel Heuchelei und zum Markt getragener Scheinheiligkeit. Eure Gewissensgebisse sind haltlos und vollkommen schief!

Herzlichst
Ihr Meckerator

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen